Am 27. November 1932 wird Anton Kuh nach seinem Stegreif-Vortrag „Prozeß Caro – Petschek“ in der Prager Produktenbörse, in dem er einige Spitzen gegen Karl Kraus anbringt, von etwa zwanzig Kraus-Jüngeln in der Halle des „Blauen Stern“ attackiert. Die „Vossische Zeitung“ berichtet tags darauf in einer anonymen Notiz über den aufsehenerregenden Zwischenfall. Anton Kuh stellt in einer Zuschrift richtig: „Sie schreiben in Ihrer letzten Montagnummer unter dem Titel ,Konflikt um Anton Kuh‘, ich hätte den bei dem Prager Vorfall intervenierenden Polizisten einen ‚Vortrag über Karl Kraus‘ gehalten, über den sich jene kopfschüttelnd entfernt hätten. Ich würde mich nicht schämen, auf dem Weg solcher Kleinarbeit Aufklärung in die breiten Schichten zu tragen. Tatsächlich aber verlief die Sache so, daß ich den Wachleuten, die mich nach dem Hergang des Vorfalls fragten, den Verzicht auf eine weitere Strafverfolgung der jungen, zum Überfall auf mich vereinten Leute aussprach, da der Fall für mich mit der Ohrfeige, die ich einem der Kraus-Freunde appliziert hatte, ritterlich erledigt sei. Soweit hierin in nuce ein ,Vortrag über Karl Kraus‘ zu erblicken ist, will ich mich gern dazu bekennen.“[1]
Klarstellung: „Eine Ohrfeige darf nichts als das klatschende Endglied einer Kette unausgesprochener, schlüssiger Argumente sein. Wenn sie nicht wie ein Bonmot zündet, gehört sie vors Bezirksgericht.“[2]
[1] Anton Kuh: Kuhs Ohrfeige. In: Vossische Zeitung, Berliner Ausgabe, Nr. 581, 4.12.1932, Morgen-Ausgabe, Briefe an die Vossische Zeitung [S. 2]; wieder in: Werke, Bd. V, S. 520.
[2] Physiognomik. Aussprüche von Anton Kuh. München o. J. [1931], S. 98; wieder in: Werke, Bd. V, S. 260.